Matter: Der Überstandard kommt im Herbst 2022
Smart-Home-Techniken unterschiedlicher Herkunft sollen bald auch ohne Cloud-Zwang in Betrieb genommen und gemeinsam bedient werden können. Möglich machen soll das der geplante Kommunikationsstandard Matter. EndnutzerInnen konnten den „Überstandard“ auf der IFA 2022 erstmals testen.
Als eine Art „Überstandard“ soll Matter einen Setup mit diversen Partner-Apps statt nur mit einer einzigen App des jeweiligen Herstellers ermöglichen. Dann kann alles mit allem einfacher verknüpft werden – Smart-Home-Techniken unterschiedlicher Hersteller können endlich gemeinsam bedient werden. Konzipiert wurde der geplante Kommunikationsstandard von den Initiatoren Amazon, Apple, Google und Samsung sowie mehreren hundert Partnermarken für eine rein lokale Steuerung. Auf der IFA 2022, die Anfang September in Berlin stattfand, gaben verschiedene Hersteller einen ersten Vorgeschmack auf den Smart-Home-Standard.
Matter-Beispiel: Smarte Steckdose Eve Energy
Eve Systems zeigte auf der IFA vielleicht am eindrucksvollsten, wie Matter den Betrieb und eine stärkere Datenhoheit im Smart Home vereinfachen kann. Die Geräte des deutschen Herstellers von Smart Home Geräten sind bisher ausschließlich mit Apples HomeKit-Plattform und Siri kompatibel. Auf der IFA konnten Smart-Home-Fans die smarte Steckdose Eve Energy testweise auch mit Kommandos von Amazon Alexa und Google Assistant ein- und ausschalten.
Die Befehle nahmen bei dieser Demonstration die Mikrofone eines Echo 4 und eines Google Nest Hub 2 entgegen, um sie an das Steckdosenrelais weiterzuleiten. Der Zwischenstecker reagierte außerdem auf App-Schaltbefehle von Google Home und Samsung SmartThings – auch auf Android-Smartphones statt wie bisher ausschließlich auf iPhones. Die Schaltsignale tauschten die mit der experimentellen Firmware bestückten Geräte über das Messe-WLAN sowie über den jungen Funkstandard Thread aus. Eine Internetverbindung bestand nicht.
Der Test am Eve-Stand zeigt: Wenn Matter funktioniert, ist es absolut unspektakulär. Das gewohnte Bedienerlebnis verändert sich nicht nennenswert, Matter gewährt den NutzerInnen lediglich eine höhere Flexibilität.
Ausblick
Doch wann werden Matter-Geräte – also Geräte, die sich ohne Cloud-Zwang mit Amazons, Apples, Googles und Samsungs Smart-Home-Plattformen bedienen lassen – erhältlich sein?
Den Startschuss terminierte Director Jon Harros vage auf „Herbst 2022“. Bevor es so weit ist, sind noch finale Testrunden für erste Prototypen abzuschließen und Prozesse der beteiligten Prüfinstitute abzuklären. Bei diesen Abschlusstests sind rund 130 Produkte unterschiedlicher Entwicklungsphasen involviert. Wie viele davon bereits zum Matter-Auftakt marktreif sind, ist noch absehbar. Fraglich ist auch, ob Hersteller Matter in ihre Bestandsprodukte integrieren werden. Hier müssen Aufwand und Nutzen abgewogen werden. Viele Hersteller warten mit ihren Produktentscheidungen noch ab, bis Matter fertig ist, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
Konkret gab Harros immerhin bekannt, mit welchen Produktkategorien zur Markteinführung zu rechnen ist. Matter 1.0 soll demnach Funktionen für Licht und Schaltzubehör, Ventilatoren, Heizungen und Kühltechnik, Schlösser, mehrere Sensorkategorien, Fensterverkleidungen, Smart TVs sowie Bridges unterstützen. Spezifikationen für weitere Geräte wie beispielsweise Haushaltsgeräte oder Wallboxen werden für kommende Matter-Versionen erarbeitet.
Quellen: Matter & heise.de
